Dreierkette Kolumne
Als sprachgewandte Sportbegeisterte gefiel uns allen die Idee einer eigenen Dreierkette Kolumne. In der Welt des Fußballs und alles, was dieser mit sich bringt, passiert mehr, als man in einer Stunde Podcast besprechen kann. Daher teilt einer von uns hier monatlich in Texten seine Gedanken mit euch, ohne dabei ständig von den beiden anderen Besserwissern unterbrochen zu werden. Ob es dabei um Sport geht oder nicht, bleibt ganz dem Autor überlassen. Viel Spaß mit der Dreierkette Kolumne!
Das letzte Mal als ihr in den Genuss unserer Gedanken gekommen seid, waren Graugänse und eine beschämende DFB-Trainerentlassung unser größtes Problem. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Hannes hat wieder den Weg zurück nach Berlin gefunden, Brian zaubert in seinem musikalischen Nebengewerbe und euer Lieblingspodcast hat mittlerweile 55 Folgen aufgenommen. Was uns derzeit jedoch am meisten beschäftigt ist die Tatsache, dass 90 Minuten für viele Spiele der Bundesliga nicht mehr ausreichen. Der Grund dafür: eine Abstimmung und ihre Folgen…
Die Abstimmung
Dezember 2023, Vertreter der 36 deutschen Profiklubs finden sich zusammen, um über die Zukunft des Deutschen Fußballs abzustimmen. Eine Milliarde Euro winken der Deutschen Fußball Liga. Im Gegenzug soll der spendable Geldgeber acht Prozent Anteile an einer Tochtergesellschaft der DFL über eine Laufzeit von 20 Jahren erhalten. Die Abstimmung über einen ähnlichen Investorenplan war bereits im Mai 2023 gescheitert. Allein der Tatbestand einer erneuten geheimen Abstimmung, ist ein Schlag ins Gesicht der demokratischen Prinzipien des organisierten Fußballs. 24 Ja- und 12 Nein-Stimmen, das Urteil war gefallen. Mit einer exakten und mindestgeforderten Zwei-Drittel-Mehrheit ebneten die Fußballfunktionäre den Weg für Investoren.
Der Fall Martin Kind
Proteste der organisierten Fanszene sind in nahezu allen Stadien der Republik derzeit zu sehen. Jedoch sticht ein Verein besonders hervor: Hannover 96, wo der vereinseigene Geschäftsführer ins Fadenkreuz genommen wird. Der Grund für die zweifelsohne geschmacklosen Banner liegt im Abstimmungsverhalten von Herrn Kind bei eben jener DFL Abstimmung. Da die meisten anderen Klubs ihre Votum offengelegt haben, liegt die Vermutung nahe, dass der König der Hörgeräte entgegen der Weisung des Klubs, dem Investorendeal zugestimmt haben soll. Ein Weisungsverstoß, der ein gewissermaßen kompliziertes Verhältnis zwischen Fans, Verein und Mäzen zusätzlich verschärft und die Debatte in ganz Fußballdeutschland erst richtig angeheizt hat.
Der Protest
Persönliche Schmähplakate, wie sie im Block von 96 zu sehen waren sind die Ausnahme, worauf sich die organisierten Fanszenen geeinigt haben sind Wurfgeschosse aller Art. Mit Tennisbällen, Schokotalern und (regionalen) Kamellen sorgen Fans derzeit für Spielunterbrechungen und ordentlich Arbeit für das Ordnungspersonal. Konnte man die zunächst kurzen Spielunterbrechungen aufgrund der herabfallenden Fils- und Zuckergeschosse zu Beginn noch belächeln, haben diese vergangene Woche fast schon den ein oder anderen Spielabbruch provoziert. Die DFL ignoriert in ihren Gesprächsangeboten die zentrale Forderung der Fans, eine transparente erneute Abstimmung, was die Ultras dazu veranlasst mit ihrer friedlichen Protestform die Grenzen der Schiedsrichter auszureizen. Hintergrund ist, dass man sich deutschlandweit an die kürzeren Unterbrechungen fast schon gewöhnt hat, was den Protest ad absurdum führt. Also eine Stufe höher – Dunlop und Co. freuen sich.
Montagspiele und Saudi-Geld
Die zentralen Sorgen der Fans gehen über die reine Kommerzialisierung des Fußballs hinaus. So wird befürchtet, dass der Einfluss der Fans mit einem neuen Geldgeber minimiert werden könnte. Wer gibt schon einfach so eine Milliarde Euro raus und erwartet dafür keine Gegenleistung? Schließlich sind Investoren an einer Gewinnmaximierung interessiert, was im Fall der Bundesliga zu steigenden Ticketpreisen, Spielen im Ausland oder einer Zerstückelung der Spieltage führen könnte. Das mit den Montagspielen hat ja schonmal super geklappt. Dazu kommt, dass der große Masterplan der DFL mit der „Übermacht“ Premiere League mitzuhalten, sowieso als äußerst kurzgedacht erscheint – eine Milliarde Euro wäre in diesem Zusammenhang nur ein Tropfen auf den heißen Stein, würde aber Tür und Tor für weitere Anteilnahmen öffnen. Nimmt man den Blick hinter die Kulissen eines möglich Investments, sollte man im modernen Fußballgeschäft stets hinterfragen, woher das Geld eigentlich kommt? Reduziert hat die DFL die Interessenten längst auf zwei Kandidaten, die Private-Equity-Unternehmen CVC und Blackstone. Beide mitfinanziert durch den saudischen Staatsfonds – nein, danke DFL!
Etappenziel erreicht: Blackstone knickt ein
Während sich in den Stadien der Republik die Anzugträger Sorgen um mögliche Spielabbrüche machen, springt in New York einer der beiden Kandidaten vom Boot: Blackstone steigt aus. Der freundliche Familienbetrieb von nebenan, finanziert von saudischen Geld, dessen Boss über Jahre bekennender Unterstützer von Sympathieträger Donald Trump war, ist nicht länger an der DFL interessiert. Als Grund führt das Unternehmen unter anderem die anhaltenden Fanproteste und das zögerliche Verhalten der Klubs an. Ein absoluter Erfolg für die organisierte Fanszene und alle Fußballtraditionalisten.
Was lernen wir aus dieser kleinen Kolumne? Der Fußball gehört den Fans! Die organisierte Fanszene wird sich in ihren Aktionen bestätigt fühlen und auch über die kommenden Wochen hinweg ihrem Unmut freien Raum geben, um die Bundesliga für etwaige andere Investoren zu einem möglichst unattraktivem „Investmentprodukt“ zu machen.
Vor genau 283 Tagen am 02.12.2022 schrieb ich hier an genau dieser Stelle über das Ausscheiden der Deutschen Herren Nationalmannschaft bei der Fußball WM in Katar 2022. Heute, noch nicht einmal ein Jahr später, bietet der DFB mal wieder reichlich Drama über das gesprochen, geschrieben und berichtet werden muss. Am vergangenen Wochenende vom 08. – 10.09.2023 blamierte sich der Deutsche Fußballbund innerhalb von drei Tagen gleich drei Mal:
08.09.2023 – die Doku
Geplant als Verfilmung sportlich heroischer Leistungen der Mannschaft „die Mannschaft“ bei der Wüsten-WM in Katar wurde das Team rund um die WM, wie schon in Turnieren zuvor, von Kameras begleitet. Nach dem Sommermärchen 2006 und dem grandiosen WM-Sieg 2014 sollte auch dieses Mal wieder eine echte Erfolgsdoku am Ende stehen. Nur kam es dieses Mal anders. Das Abschneiden der DFB-Elf ist in vier Folgen streambar und das Ergebnis ist für ganz Fußballdeutschland peinlich.
Im Endeffekt zeigt die Doku detailliert genau auf, dass das Trainerteam rund um Hansi Flick weder sportlich noch mental ein Konzept für die Mannschaft hatte. So sind unzählige taktische Uneinigkeiten im Defensivverhalten zwischen „Leader“ Kimmich und Flick sowie Konflikte innerhalb der Mannschaft oder eigentlich nur mit eben jenem Unruhestifter Kimmich zu sehen. Der von mir bekannterweise schon immer eher kritisch betrachtete Münchner bestätigt in der Doku eindrucksvoll seine Rolle weniger als Führungsspieler, mehr als Schreihals und Streithahn. Die mangelnde Motivation durch Führungsspieler versuchen Flick und sein Trainerteam mit dem großen Heißmacher, einem Film über Graugränse, zu kompensieren. Klar, es ist weit bekannt, dass die fliegenden Weihnachtsbraten für Teamgeist und puren Willen stehen. Wer kann da schon noch stillsitzen? Bei Hansis Jungs jedoch kommt der gefiederte Motivationsschub ersichtlich schlecht an.
Damit sind wir auch schon beim scheinbar größten Problem der DFB-Auswahl: eine tote Mannschaft. In vier Folgen kommt zu keinem Zeitpunkt eine Stimmung der Euphorie, wie sie vergleichsweise 2006 oder 2014 zu sehen war, auf. Höhepunkt der Peinlichkeit ist die Aufforderung des Cheftrainers an seine Mannschaft während einer Besprechung „auch gerne mal Emotionen zu zeigen.“ Die Reaktion der Spieler? Totenstille. Vergleicht man Bilder wie diese mit denen anderer All or Nothing Staffeln, wie Guardiola oder Arteta ihre Teams in der Kabine heiß auf ein Spiel machen, bleibt nichts als Fassungslosigkeit. Flick ist es schichtweg nicht gelungen auch nur einen Funken Team- und Kampfgeist in der Mannschaft aufzubringen. Was einerseits peinlich für den Trainer ist, andererseits auch ein schräges Mannschaftsgefüge aufzeigt – wer bei einer Weltmeisterschaft noch motiviert werden muss, sollte sich selbst hinterfragen.
Was nehmen wir aus dieser Doku mit? Die Erkenntnis, dass Füllkrug ein echter Leader sein kann. Unabgesprochen nahm sich der Stürmer die letzten Worte in der Kabine vor dem Spiel gegen Spanien und lieferte mit einer echten Motivationsrede den einzigen Gänsehautmoment der Doku. Da blieb auch Hansi sprachlos zurück. Dass Füllkrug nicht nur mit leeren Worthülsen um sich warf zeigte er im Anschluss an seine Einwechslung.
09.09.2023 – Angstgegner Japan zu Gast in Wolfsburg
Weiter ging es am Blamagenwochenende des DFB mit einer Partie gegen Japan. Über das Spiel am Samstagabend sollen an dieser Stelle gar nicht viele Worte verloren werden. Dass die Japaner ein ernstzunehmender Gegner sind, sollte allen spätestens seit der WM 2022 klar sein. Nur, dass der DFB-Elf dieses Mal so richtig ihre Grenzen aufgezeigt wurde: Japan siegt deutlich mit 1:4.
Hansi vercoached sich mal wieder herausragend. Beispiel Schlotterbeck: nach der 0:1 Führung der Japaner wusste ganz Deutschland, dass der Mann kein Außenverteidiger ist. Nur einer hat es nicht verstanden. Flick quälte den in allen Belangen seinem Gegenspieler unterlegenen Schlotterbeck bis zu 64. Minute. Ebenso blieb ein souverän in die Bundesliga Saison gestarteter Hofmann für die Startelf unberücksichtigt. Stattdessen spielte ein mehr als holprig gestarteter Gnabry und ein Kai Havertz, der sich momentan wahrscheinlich in der schlechtesten Verfassung seiner Karriere befindet. Ganze 73 Minuten bei Havertz und 81 Minuten bei Gnabry musste Fußballdeutschland deren Arbeitsverweigerung ertragen. Das zuvor von Flick selbst ausgerufene Leistungsprinzip stellte sich als Lippenbekenntnis heraus. Die einäugigen unter den Blinden waren an diesem Abend Florian Wirtz und erstaunlicherweise ein Leroy Sané, der es schaffte seine Veranlagungen auf den Platz zu bringen. Wie diese Mannschaft bei der kommenden Heim-EM abschneiden wird steht in den Sternen…
10.09.2023 – Schande DFB
Den Höhepunkt dieser 3-tägigen Dramaturgie erreichte der Deutsche Fußball am Nachmittag des 10.09.2023. Die Verantwortlichen des DFB zogen die längst überfällige Notbremse und entließen Hansi Flick als Cheftrainer. Einst mit großen Hoffnungen und einer Jahrhundertsaison bei den Bayern im Rücken angetreten, bleibt von der Flick-Ära nichts als Ratlosigkeit.
Das Schlimme an der Trainerentlassung ist nicht die Nachricht an sich, sondern der Zeitpunkt der Bekanntgabe. So stand an jenem Sonntagnachmittag die deutsche Basketball Auswahl im Finale der Weltmeisterschaft. Zum ersten Mal in der Geschichte überhaupt standen die Basketballer im WM-Finale und hatten die Chance darauf diese zu gewinnen. Zeitgleich hatten die DFB-Funktionäre nicht den Anstand mit der Bekanntgabe der Trainerentlassung noch einen Tag zu warten und somit den deutschen Basketballern ihre mehr als verdiente Aufmerksamkeit zu überlassen.
Es laufen die letzten Minuten des packenden Finals, als über sämtliche Nachrichtendienste die Eilmeldung ging: DFB trennt sich von Flick. Mit diesem Timing zeigt der DFB eine Respektlosigkeit gegenüber den Basketballern und ihren Fans, die nur als Schande für den deutschen Fußball abgestempelt werden kann. Ein Verhalten, dass entweder auf absolute Inkompetenz in der gesamten Organisation DFB oder auf eine widerliche Arroganz der Chefetage gegenüber anderen Sportarten zurückzuführen ist. Was hierbei das kleinere Übel ist weiß man nicht. Am Ende gewinnen die Basketballer dank einer überragenden Teamleistung den Titel und zeigen dem DFB damit den sportlichen Mittelfinger.
Heute, am Montag, den 11.09.2023, nach einem peinlichen Wochenende für den DFB, bleibt uns an dieser Stelle nichts anderes übrig, als uns für das Verhalten des DFB zu schämen und der deutschen Basketball-Nationalmannschaft zu ihrem verdienten Titel zu gratulieren!
An dieser Stelle wollte ich eigentlich über ein anderes Thema schreiben, aber das muss angesichts des aktuellen Skandals warten…
Damit alle mitkommen: Die Weltmeisterschaft der Frauen in diesem Jahr – ausgetragen in Neuseeland und Australien - brach sämtliche Rekorde, was verkaufte Karten und Zuschauerzahlen anging. Doch nicht nur zahlentechnisch, auch für den Sport generell war sie ein Ausrufezeichen, wie die Begeisterung zahlreicher Nationen an dem Turnier zeigte. Und auch wenn die deutsche Mannschaft recht kläglich bereits in der Vorrunde ausschied, war die Identifizierung mit dem Team vonseiten der Fans deutlich zu spüren.
Spanien gewann das Turnier zum ersten Mal trotz des skandalträchtigen Aufstands einiger Spielerinnen vor der WM gegen Trainer Jorge Vilda. Die Freude war angesichts dieser kleinen Sensation einigermaßen groß. Doch inmitten der Siegerehrung fasste sich Spaniens Verbandspräsident vor allen Kameras ein Herz und küsste die spanische Spielerin Jennifer Hermoso kühn auf den Mund.
Gegen ihren Willen.
Das nun seit Tagen nicht mehr über den Triumph der spanischen Spielerinnen geredet wird, sondern über toxische Maskulinität, ist mehr als nur traurig. Es ist eine Schande! Und der fassungslose Autor dieser Kolumne (sowie die gesamte Fußballwelt) muss mit ansehen, wie der offensichtliche Täter seine Straftat leugnet, nicht zurücktreten will und sogar der Spielerin vorwirft ihn zu dem Kuss angestiftet zu haben. Das Verhalten wird nicht nur vom spanischen Fußballverband geduldet, sondern auch von einigen anderen europäischen Fußballfunktionären verteidigt, die selbstverständlich männlich, weiß und über 50 Jahre alt sind. Besonders die fehlende Einsicht, das fehlende Verständnis – gewollt oder nicht – sowie die gegenseitige Absicherung des Etablissements macht den Beobachter rasend. Man stellt sich die Frage: Wie weit sind wir wirklich mit der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern?
Doch der Gegenwind scheint diesmal besonders stark zu sein – angesichts der entlarvenden Fernsehbilder auch nicht verwunderlich. Auf eine 90-tägige Sperre der FIFA folgte der Streik des spanischen Frauen-Nationalteams sowie der Rücktritt des Trainerteams. Im zweiten Akt des Dramas trat die Mutter des Verbandspräsidenten in den Hungerstreik, angeblich so lange bis Jenni Hermoso „die Wahrheit erzählt.“ Teilweise klingt es zu verrückt, um wahr zu sein, aber das Lachen bleibt einem im Halse stecken angesichts der Ungerechtigkeit, die dem spanischen Nationalteam und Jennifer Hermoso widerfährt. Insbesondere in Spanien ist das Ganze bedauernswert, da die Gesetze des westeuropäischen Landes mitunter die progressivsten sind, wenn es um Frauenrechte geht. Nichtsdestotrotz bleibt zu hoffen, dass das Verhalten bestraft wird (ja, mit Polizei und so!) und dass dem spanischen Nationalteam die Aufmerksamkeit beschert wird, die es verdient!
Für viele ist Lionel Messi der beste Fußballspieler aller Zeiten. Allein seine Trophäensammlung spricht dafür. Sieben Auszeichnungen zum besten Spieler des Jahres, vier Champions League Titel, unzählige nationale Ligen und Pokale und seit Dezember letzten Jahres nun auch Weltmeister. Hinzukommen unfassbar viele individuelle Rekorde, die ein Haaland und ein Mbappe sehr unwahrscheinlich knacken werden. Die Saison 2011/12 des argentinischen Genies gehört zu den besten aller Zeiten. 73 Tore und 26 Vorlagen, 102 Torbeteiligungen in 60 Spielen. Sowas schaffen die meisten von uns nicht einmal beim FIFA-Karrieremodus. Zahlen wie diese sind einfach nicht von dieser Welt und haben der Barcelona-Legende zu Recht einen Platz ganz oben an der Spitze des Fußball-Olymps verschafft.
Entgegen des durch seinen langjährigen Konkurrenten auf die GOAT-Position, CR7, ins Leben gerufen Trends, der Geldgier in die Wüste Saudi-Arabiens zu folgen, hat sich Messi nun dazu entschieden,
nach zwei (enttäuschenden?) Jahren bei PSG seine erfolgreiche Karriere unter der Sonne in Florida bei Inter Miami in der MLS ausklingen zu lassen.
Mit diesem Transfer lösten David Beckham und Inter Miami eine Fußballbegeisterung aus, wie man sie in den USA bisher nicht erlebt hatte. Vielleicht während der WM 1994 und in den Jahren, als Pele und Beckenbauer bei Cosmos NY zusammenspielten, doch da der Fußball zu dem Zeitpunkt nicht so kommerzialisiert war, kann man das schwer vergleichen.
Talk Shows, in denen die Hosts normalerweise mit Justin Bieber und Kyle Jenner den neusten TikTok-Tanz nachmachen, drehten sich mehrere Wochen nur noch um den in Rosario geborenen Argentinier und seine ersten Schritte in den USA. Hard Rock Café und KFC, zwei Fastfood Chains, die für den durchschnittlichen US-Amerikaner so wichtig sind wie die Sonntagsmesse und ihre Freiheit, kündigten eine Zusammenarbeit mit Messi an, bevor dieser überhaupt einen Pass gespielt hatte. Nicht vergessen an der Stelle – Messi spricht keinen Ton Englisch und hat die Werbung komplett auf Spanisch gedreht! In den USA! Tech und Medien Gigant Apple beteiligte sich aktiv an dem Transfer und koppelte einen Teil der Gewinne durch die Übertagung der Spiele an Messis Gehalt. Es ist einfach verrückt. Im Vergleich dazu könnte man Zlatans Wechsel zu LA Galaxy im März 2018 als langweilig und absolut wirkungslos bezeichnen (auch wenn der überbewertete Zlatan uns des Gegenteils belehren wollte).
Als der schwedische Stürmer ankam, stiegen die Ticketpreise ein wenig und die Spiele der MLS bekamen einen Ticken mehr Aufmerksamkeit, keine Frage. Aber jetzt, wo Messi hier ist, sind die Preise für Inter Miami Tickets um das 10-fache gestiegen! VIP-Tickets für sein erstes Spiel wurden für bis zu 100k USD verkauft und die MLS hat so viele Einnahmen durch TV-Rechte gemacht wie noch nie zuvor. Messis Transfer hat sogar dazu geführt, dass viele Teams ihren Kunstrasen zu Hybrid wechseln musste, da in dem Vertrag des argentinischen 10er festgehalten wird, dass er bei keinem Spiel auflaufen wird, welches auf Kunstrasen gespielt wird. Lionel Messi hat in den USA für einen wahrhaften Fußballrausch gesorgt und ist dafür verantwortlich, dass absolute A-List Stars aus den USA wie LeBron James, Kim Kardashian und Serena Williams im bescheidenen Stadion Inter Miamis Platz nehmen.
Es sind einfach wilde Zeiten in der amerikanischen Sportwelt. Es bleibt jedoch die Frage, ob dies der Beginn einer neuen Ära für den Fußball in den USA ist: Wird diese Messi-Mania dazu führen, dass die MLS bei der amerikanischen Öffentlichkeit mal so beliebt wird wie die NBA oder die NFL? Wird es eine Zeit geben, in der die MLS-Finals in den USA so viel Aufsehen erregen wie der Super Bowl Sunday? Die einfache Antwort auf diese Frage lautet ganz eindeutig: NEIN!
Es wird niemals der Tag kommen, an dem John Wayne aus Plainville, Kansas, der seit seiner Geburt an „Soccer“ als eine „weak people“ – Sportart bezeichnet und jede freie Minute damit verbringt, sein Football-Fantasy Team zu bearbeiten, frühzeitig aus der Sonntagsmesse gehen wird, nur weil Sporting Kansas City gegen Oklahoma City Energy FC spielt. Genau so wenig wird der Tag kommen, an dem Debbie Smith aus Savannah, Georgia, die seit der 4. Klasse Teil der heimischen Softball Liga ist und während des Colleges Cheerleaderin bei Collage Football Spielen war, Margarita Tuesday absagt, nur weil die Savannah Clovers FC gegen den Staatsrivalen Atalanta United spielen. Es ist einfach nicht Teil der aktuellen Sportkultur in den Vereinigten Staaten und das wird es wahrscheinlich auch nie. Hinzukommt, dass ein Sport, bei dem es nur zwei Halbzeiten gibt, die durch eine 15-minütige Pause unterbrochen werden, für eine Sendekultur, die daran gewöhnt ist, ihre Zuschauer alle drei Minuten mit Werbung zu bombardieren, nicht attraktiv ist.
Versteht mich an dieser Stelle nicht falsch. Es ist unbestreitbar, dass der Fußball in den letzten 10 bis 15 Jahren in den Vereinigten Staaten erheblich an Popularität gewonnen hat. Das Spiel der US-Nationalmannschaft gegen England während der Gruppenphase der WM 2022 in Katar hat mit insgesamt 25 Millionen Zuschauern in den USA einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Und erst letzte Woche wurde ein neuer Rekord für ein Frauenfußballspiel aufgestellt, als über 7 Millionen Menschen das zweite Spiel der US-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2023 verfolgten. Die Spiele der Champions League verzeichneten in der Saison 22/23 eine Rekordzuschauerzahl von 967.000 pro Spieltag. Der Aufstieg des Fußballs in Teilen der US-Bevölkerung ist unabdingbar. Und wie Carlos Vela, Stürmer des Galaxy FC, es ausdrückte, "[…] Fußball in den USA wird größer, weil wir Latinos ihn größer machen“. Und mit der Aussage bringt er, zumindest meiner Meinung nach, die gesamte Debatte um die Beliebtheit von Fußball in den Staaten auf den Punkt. Fußball wird von immer mehr Menschen in den Staaten verfolgt, weil immer mehr Menschen aus Lateinamerika oder mit lateinamerikanischen Wurzeln in den USA leben. Das hat nichts mit dem Niveau des Sportes an sich zu tun, oder mit der Verpflichtung eines einzelnen Spielers. Es lässt sich alles mit dem demographischen Wandel erklären, den die USA seit Jahren durchläuft. 2022 landeten gleich drei Nachnamen aus Lateinamerika unter den zehn „most common last names in the US“ – Garcia, Rodriguez und Martinez. Selbstverständlich führt Messis Transfer in die MLS dazu, dass für einen Moment lang der Fokus der Fußballwelt auf die Liga in den USA gerichtet sein wird. Sobald jedoch die beliebteren Sportarten wie Football und Basketball wieder ihre Saison starten, werden sich die US Broadcasting Services von der MLS abwenden und diesen Sport wieder den Menschen überlassen, die ihn innerhalb der USA auch ohne Lionel Messi verfolgen würden: Latinos und amerikanische Studis, die ein Auslandssemester in Europa gemacht haben.
Messi ist einer der GOATs, so groß ist er allerdings dann doch nicht. Seine Auftritte werden für viel Aufregung sorgen und es werden sich ein oder zwei mehr Baseball Fans auch für die heimische Fußballliga interessieren. So bald „la Pulga“ allerdings den Verein verlässt, wird die Fußballhysterie in den USA auch wieder das Land verlassen. John und Debbie freuen sich dann über betrunkene europäische Fans bei der WM 2026 und können sich auf den nächsten Super Bowl Sunday konzentrieren.
Samstag, 27. Mai 2023, der 34. Spieltag der Bundesliga Saison 2022/23 – der FC Schalke 04 muss sich den Dosen aus Leipzig mit 4:2 geschlagen geben, der zweite Abstieg innerhalb von zwei Jahren ist damit offiziell besiegelt. Mit den Knappen aus Gelsenkirchen und den Herthanern aus West-Berlin steigen dieses Jahr nicht nur zwei große Traditionsklubs der Bundesliga ab. Mit 164.000 Schalker Vereinsmitglieder*innen spielt kommende Saison auch der acht größte Fußballverein der WELT im deutschen Unterhaus.
Immer wieder sehen wir in der Vergangenheit die Bilder gefallener Riesen. Was folgt ist ein Spießroutenlauf durch halb leere Stadien in Liga 2. Auch wenn es in der vergangenen Spielzeit beiden Absteigern gelang, direkt wieder in die höchste Spielklasse aufzusteigen, ist der Wiederaufstieg ein hartes Stück Arbeit. Beispiele dafür gibt es zu Genüge, allen voran der Hamburger SV. Der einstige Bundesliga-Dino steht in der Saison 2023/24 vor seiner nun sechsten Spielzeit in der 2. Bundesliga. Es hat einfach wieder nicht gereicht für die Rothosen. Dabei war es dieses Jahr denkbar knapp. Dennoch reihen sich die Hamburger mit der gescheiterten Relegation in eine Art sportliche Tradition ein. Wie bereits im Podcast (#29 Comeback) besprochen, haben in den letzten 15 Jahren nur drei Zweitligisten über die Relegation den Sprung in Liga 1 geschafft. Selbstverständlich wird in der zweiten Liga ein anderer Fußball gespielt – weniger Fußballzauber und Rasenschach, mehr Kampf und Leidenschaft – dennoch ist eine Leistungsdiskrepanz zwischen den beiden Spielklassen kaum abzusprechen. Macht man sich auf die Suche nach den Gründen dieser sportlichen Unterschiede so landet man schnell beim mittlerweile größten Streitthema des Fußballs. Es geht wie immer um Geld.
2. Bundesliga: sportlich unterlegen, finanziell abgeschottet
Wie immer im Fußball stößt man, wenn man sich auf die Suche nach der Ursache von Missständen im Sport macht, auf den Faktor Geld. So ist die sportliche Diskrepanz zwischen den beiden Ligen zu großen Teilen auf die finanzielle Dysbalance zwischen ihnen zurückzuführen.
Aufgezeigt werden kann dies in erster Linie am Gesamtumsatz der beiden Spielklassen: in der Saison 2019/20 verzeichneten alle 18 Vereine der 2. Bundesliga einen Gesamtumsatz von 725 Millionen Euro. In der gleichen Saison belief sich diese Summe in der 1. Bundesliga auf 3,8 Milliarden Euro. Das ist mehr als das Fünffache! Auch wenn das deutsche Unterhaus als „die beste zweite Liga der Welt“ bekannt ist, so hantieren die Vereine in ihr scheinbar mit Finanzen, die sich in einer ganz anderen Sphäre bewegen als in der ersten Liga.
Bei einer der wichtigsten Einnahmequellen der meisten Vereine, den Fernsehgeldern, trägt auch die DFL (Deutsche Fußball Liga) ihren Teil dazu bei, dass die Vereine der beiden Ligen nicht nur sportlich in zwei Klassen getrennt sind. Für die kommende Saison 2023/24 zahlt die DFL insgesamt 1,16 Milliarden Euro der TV-Gelder an die 36 Vereine der beiden Ligen. Eine Hälfte davon wird als Grundbetrag verteilt. Dabei bekommen alle Vereine innerhalb einer Liga den gleichen Anteil. Dieser liegt in der 1. Bundesliga bei 25,3 Millionen Euro pro Verein und in der 2. Bundesliga bei 7 Millionen Euro pro Verein. Eine Differenz von 18,3 Millionen Euro, nur in der Verteilung des Grundbetrags. Und dann wundert sich ganz Fußball-Deutschland, warum Traditionsklubs aus Liga 2 keine Chance gegen Kommerzprojekte wie die SAP-Kicker aus Sinsheim oder die mit der roten Kuh haben. Der Vollständigkeit halber: die Verteilung der anderen Hälfte der TV-Gelder wird über die sportliche Leistung der Vereine verteilt, wobei die Klubs die besser abschneiden ein größeres Stück vom Geldkuchen bekommen.
Zu den niedrigeren Einnahmen durch TV-Gelder für Vereine der zweiten Liga kommt ein weiterer Faktor hinzu, der die finanzielle Schere zwischen den Ligen ausbreitet: Sponsorengelder. Dabei unterliegen die verringerten Einnahmen einer simplen Gleichung: die 2. Bundesliga wird von weniger Menschen geschaut, dadurch werden Sponsoren von unterklassigen Vereinen weniger sichtbar. Die Vereine werden also schlichtweg unattraktiver für Sponsoren und schließen demnach niedriger dotierte Sponsorenverträge ab. Betrachtet man den Stellenwert, den finanzielle Rahmenbedingungen mittlerweile im Profi-Fußball haben, so ist es doch kaum verwunderlich, dass die genannten Zahlen zu einer deutlichen sportlichen Kluft zwischen den beiden Ligen geführt haben.
Der geplatzte Milliarden-Traum
Als wäre all das nicht schon genug Geld im Umlauf, kommen unzählige anderen Kosten- und Einnahmefaktoren für die Klubs noch dazu. Diese alle aufzuzählen und zu bewerten, übersteigt jedoch deutlich meine ökonomischen Kompetenzen…
Dennoch gibt es eine mögliche Einnahmequelle im deutschen Fußball, der ich mich an dieser Stelle noch widmen möchte: die grandiose Idee der DFL, Feuer mit Feuer zu bekämpfen – noch mehr Geld durch Investoren. Der feuchte Traum eines jeden Fußballfunktionärs.
Die DFL (ja genau der Laden, der so supergerecht TV-Einnahmen verteilt) plante die Gründung einer Tochtergesellschaft. Diese sollte unter anderem für die Vermarktung der TV-Rechte an der Bundesliga verantwortlich sein. Der große DFL Masterplan sah dabei vor, dass ein Investor 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an genau dieser Tochtergesellschaft erwirbt. Sage und Schreibe zwei Milliarden Euro standen dafür im Raum. Am Ende des Tages haben einige Profiklubs endlich mal auf ihre Fans gehört und gegen den Antrag gestimmt. Das ganze Vorhaben verpasste auf einer Abstimmung der 36 Vereine die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit, was im Interesse der meisten Fans ist. Diese hatten befürchtet, dass ein Investor informell Einfluss auf Entscheidungen nehmen könnte, z.B. eine weitere Entzerrung der Spieltage, Spiele im Ausland oder teurere Ticketpreise.
Die Frage, die jedoch bleibt ist: Hätte dieses Geld dazu beigetragen die Leistungsschere zwischen den Ligen auszugleichen? Wohl kaum! Schauen wir uns dafür einmal an inwiefern die Klubs von den zwei Milliarden Euro profitiert hätten. 60 Prozent der Einnahmen sollten direkt an die Vereine gehen: 45 Prozent für Infrastruktur und 15 Prozent zur freien Verfügung. Der Knackpunkt liegt hierbei jedoch darin, dass die Klubs nicht verpflichtet gewesen wären einen Teil der Einnahmen in Infrastruktur zu investieren. Wer also schon ausreichend Infrastruktur geschaffen hat und modernisiert ist, kann das Geld zur freien Verfügung verwenden. Große wohlhabende Vereine, wie sie meist im obersten Tabellendrittel von Liga 1 zu finden sind, haben im Gegensatz zu den weniger erfolgreichen Klubs in der zweiten Liga, größtenteils schon eine hoch modernisierte Infrastruktur geschaffen. Sie haben also einfach die Möglichkeit ihren gesamten Anteil zur freien Verfügung einzusetzen. Während die einen froh sind, veraltete Einrichtungen endlich zu ersetzen oder zu modernisieren, investieren die sowieso schon erfolgreichen Klubs noch mehr Geld in Spielergehälter und Transfers. Die Leistungsschere wäre demnach durch den Milliarden Deal der DFL möglicherweise nur weiter auseinander gegangen.
Alles beim Alten oder offen für Neues?
Zu welcher Erkenntnis führt uns nun all das? Die Bundesliga ist kaputt, ohne Frage. Wenn immer mehr Traditionsvereine in der Versenkung der unteren Ligen verschwinden, mehr Aktiengesellschaften als eingetragene Vereine auf der Tabelle gelistet sind und sich Bayernfans lieber eine BVB-Meisterschaft anstelle der eigenen wünschen, ist zweifelsfrei viel schiefgelaufen. Wie wollen wir dem ganzen entgegenwirken? Letztendlich müssen wir uns der Frage stellen, ob wir damit leben können, dass nicht sportliche Leistungen, sondern finanzielle Mittel über den Erfolg im Fußball entscheiden. Insbesondere wenn es um Auf- und Abstiege geht.
Gedankenanstöße gibt es genug, nur der Wille zu grundlegenden Reformen fehlt. Beispielsweise bei der Verteilung der TV-Einnahmen, könnte man doch einfach den Verteilungsschlüssel umdrehen: Je schlechter ein Team abschneidet, desto größer ist der Anteil der zugeschriebenen TV-Einnahmen – sportliche Abwechslung sollte dadurch garantiert werden. Alternativ könnte man auch über eine Ausgabenbeschränkungen, wie es sie in der Formel 1 seit 2020 gibt, nachdenken. In der Motorsport-Königsklasse gilt für alle zehn Teams eine Obergrenze an Ausgaben von 145 Millionen US-Dollar pro Saison. Damit werden immerhin finanzielle Ausreißer nach oben eingeschränkt.
Beide Denkansätze funktionieren leider nur, wenn der gesamte europäische Fußball mitziehen würde, da nur dann wiederum ein fairer europäischer Wettbewerb bestehen bleiben würde. Jedoch erscheint dies beispielsweise mit Blick auf die finanziellen Sphären, in der sich die Premiere League mit ihren Investoren aus aller Welt mittlerweile bewegt, denkbar unrealistisch. Langfristig gesehen wird sich also nichts verändern und alles bleibt beim Alten. Nur ein extremer Einsturz des Interesses am Fußball würde die Blase platzen lassen. Allerdings scheint es bisher so, als könne sich der Fußball finanziell, gesellschaftlich und politisch alles erlauben.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die 2. Bundesliga am Ende des Tages auch ohne finanzielle Mittel wenigstens wieder sportlich an die erste Liga aufschließen kann.
Als Fans von Spitzensport durften wir uns alle in den letzten 20 Jahren extrem glücklich schätzen.
Diese Welt hat uns in dieser Zeit großartige Rivalitäten geschenkt. Sie waren teilweise so außergewöhnlich und wurden von den Medien so hoch gepushed, dass sogar Uninteressierte mit ihnen in
Kontakt kamen. So musste man beispielsweise kein Tennis Fan sein, um zu wissen, dass Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic jahrelang um die Krone der ATP-Liste gekämpft haben.
Man musste bis 2018 auch keine Formel-1 Rennen aktiv verfolgt haben, um mitzubekommen, dass Sebastian Vettel und Lewis Hamilton die Top Favoriten auf den Sieg waren und gnadenlos darum gefightet
haben. Genauso haben auch Basketball-Laien mitbekommen, dass LeBron James und Stephen Curry sich nun seit mehreren Jahren packende Duelle in den Play Offs der West-Konferenz der NBA
liefern.
Das sind alles historische Rivalitäten, die das Niveau in ihren jeweiligen Disziplinen erhöht haben und eine unglaubliche Anzahl von Zuschauer*innen und Anhänger*innen weltweit angezogen haben. Dennoch ist keine von ihnen, egal wie großartig sie waren oder sind, mit der Messi-CR7-Rivalität vergleichbar. Sie ist unbestreitbar die größte Rivalität der Sportgeschichte. Ja, I know, sie wurde von den Medien aufgeblasen und man könnte behaupten, dass die Debatte darüber, wer der GOAT ist, letztes Jahr endete, als Messi in Doha den WM-Pokal in den Nachthimmel streckte. Dennoch kann niemand jemals ernsthaft leugnen, welche Begeisterung und Freude diese beiden Spieler fast 17 Jahre lang in uns allen ausgelöst haben und welche legendären Schlachten sie sich im "El Clásico" lieferten.
Irgendwie cooler als CR7 vs. Messi
Doch wie sich die meisten von euch beim Titel dieses Artikels denken können, werde ich nicht auf diese Rivalität eingehen. Heute möchte ich mich mit einer Rivalität befassen, die auf Grund der diesjährigen CL und EL-Halbfinalpaarungen in vielen Sendungen wieder aufgetaucht ist, und die meiner Meinung nach mindestens genauso groß und interessant ist wie jede andere Rivalität zwischen zwei Spielern. Heute möchte ich über die größte Rivalität zwischen zwei Fußballtrainern sprechen, die das Spiel um Welten bereichert haben und unsere Zeit als Fans dieses Sports einfach geil gemacht haben.
Ich möchte über die Rivalität zwischen dem Perfektionisten Josep "Pep" Guardiola und "The Special One", Jose Mourinho, sprechen. Zwei Männer, die kurz davorstehen, mit Man City bzw. AS-Roma eine weitere europäische Trophäe zu gewinnen und die das Spiel für immer beeinflusst haben.
Die Rivalität zwischen Josep Guardiola und Jose Mourinho ist eine der faszinierendsten und geschichtsträchtigsten Managerrivalitäten im modernen Fußball. Ihre Auseinandersetzungen auf und neben dem Spielfeld haben Fans, Medien und Expert*innen gleichermaßen fasziniert.
Die meisten von euch können sich safe an Mourinhos Zeit bei Real Madrid erinnern, während Pep mit TikiTaka Europa eroberte. Aber was einige unter euch vielleicht nicht wissen, ist die Tatsache, dass die beiden davor eine ganze Weile zusammengearbeitet haben. Mourinho war damals Ende der 90er Übersetzer von Barça-Coach Bobby Robson, Guardiola dessen Mittelfeldstratege. Zwei junge Männer - Mourinho 34, Guardiola 26 - die sich gut verstanden, weil sie den Fußball mit ähnlicher Leidenschaft sezierten. Vier Jahre lang arbeiteten sie beiden Seite an Seite für den Erfolg des FC Barcelona. Verrückt wie sich die Dinge ergeben.
Seitdem standen sich Mourinho und Guardiola insgesamt 25-mal gegenüber, wobei der Katalane in 12 dieser Spiele die Oberhand behielt. Während Mourinhos Zeit bei United und Tottenham kreuzten sich ihre Wege mehrfach und lieferten sehr unterhaltsame Spiele in der englischen Liga. Meiner Meinung nach, und da werden mir sicherlich viele von euch zustimmen, erreichte ihre Rivalität jedoch ihren Höhepunkt, als Mourinho 2010 Real Madrid übernahm. Dies geschah nach dem Gewinn des Triples mit Inter und dem ausgelassenen Feiern des Sieges gegen Barca im Halbfinale vor einem sehr aufgebrachten Publikum im Camp Nou. Diese Bilder sind nach wie vor legendär. Mourinho rennt mit ausgestrecktem Finger über den gesamten Platz und zeigt den Barca Fans, wer die Nummer eins ist. Den Katalanen blieb nichts anderes übrig als die Sprinkleranlagen anzumachen, um nicht noch härter gedemütigt zu werden.
Drei Jahre „El Clásico“
Als Mourinho Real Madrid im Sommer 2010 übernahm, erreichte nicht nur die Rivalität mit Guardiola ihren Höhepunkt, sondern der Fußball an sich. Jedes Mal, wenn Real und Barca in diesen drei Jahren gegeneinander spielten, war es ein wahres Fest der Gefühle. Es war ein Spektakel. Es war Messi gegen Ronaldo. Es war Tiki-Taka gegen kompaktes Verteidigen mit schnellen Gegenangriffen. Es waren Beleidigungen auf und neben dem Spielfeld. Es waren mindestens zwei rote Karten pro Spiel. Es waren Pressekonferenzen voller Druck und Abscheu gegenüber der anderen Mannschaft. Es waren Spiele, bei denen die gesamte Welt zuschaute. Es war Mourinho gegen Guardiola. Madrids ehemaliger Spieler Arbeloa fasste die Atmosphäre vor den Spielen in einem Interview ganz gut zusammen: „Wir wurden voller Hass ins Spiel geschickt. Mou erklärte uns jedes Mal aufs Neue, wie der spanische Fußballbund hinter dem FC Barcelona stehe und wie wichtig es sei, heute zu beweisen, dass wir die wahren Könige des Sports sind“.
Mein persönliches Highlight kam während Mourinhos zweiter Saison als Cheftrainer der Madrilenen. Nachdem es im Rückspiel des spanischen Superpokals 2011 am 17. August im Camp Nou zu einer Schlägerei gekommen war, stach José, Tito Vilanova, damals Peps Co-Trainer, mit dem Finger ins Auge, woraufhin dieser dem Portugiesen eine Ohrfeige gab.
Wie geil diese Zeit war, lässt sich nur schwer in Worten fassen. Am ehesten kommt man dran, in dem man sagt, dass es eine Zeit war, in der die Akteure auf der Trainerbank beinahe für mehr Aufsehen gesorgt haben als die zwei besten Spieler der Welt auf dem Platz.
Trophäen und Legacy
Für viele hat Guardiola die Oberhand, wenn es um die Frage geht, wer von beiden der Größere ist. Sie argumentieren, dass er derjenige ist, der mehr Trophäen gewonnen hat, derzeit 32, und dass er weniger Mannschaften geführt hat, was bedeutet, dass er weniger entlassen wurde. Sie argumentieren auch, dass er eine neue Art und Weise, den Sport zu spielen, geschaffen hat, da er als der Perfektionist von Cruyffs TikiTaka bekannt ist.
Guardiolas Zahlen allein bei City sind verrückt und das Argument, dass er der beste Trainer aller Zeiten ist, ist ziemlich stichhaltig, wenn man bedenkt, dass er der erste Trainer war, der jemals das Sextupel geholt hat, 4 (5) Premier-League-Titel in 6 Jahren gewonnen hat und seit seinem ersten Trainerposten in Barcelona ein unfassbaren Win-Percentage von 73% (!!!) hat.
Was ihn in meinen Augen allerdings runterzieht, ist die Tatsache, dass er es in drei Jahren an der Säbener Straße nicht hinbekommen hat, die CL zu holen. Das war ein extrem gut eingespieltes Team mit dem sogar Klinsmann ins Finale gekommen wäre. Pep hat es nicht geschafft. Hinzu kommt, dass er für schlechte Stimmung in der Mannschaft gesorgt hat, mitverantwortlich für den Wechsel von Club Legende Bastian Schweinsteiger nach ManU war, und beinahe Thomas Müller aus dem Verein geekelt hat. Außerdem wurde ihm immer wieder aufs Neue vorgeworfen, sich rassistisch gegenüber schwarzen Spielern verhalten zu haben. Besonders dafür kritisiert haben ihn Yaya Toure und Samuel Eto‘o. Ob an der Kritik was dran ist, wurde bis dato nicht bestätigt. Nichtsdestotrotz bleibt es sehr auffallend.
Rüber zu „The Special One” – Spitzname, den sich der Herr aus Setúbal übrigens selber gegeben hat als er das erste Mal Cheftrainer von Chelsea war. Auch er hat seine Macken. Extrem arrogant, fast schon selbstverliebt und nahezu Kritik unfähig. Außerdem schiebt er die Schuld gerne einzelnen Spielern in die Schuhe und scheut auch nicht davor zurück, Mitglieder*innen des medizinischen Personals für eine Niederlage zu verantworten – for no reason whatsoever. Allerdings finde ich, dass der Satz „ein Genie kann nicht ohne einen Hauch von Wahnsinn sein“ selten so präzise auf eine Person gepasst hat. Mourinho hat zwar weniger Titel geholt als Pep, und steht schon einige Jahre länger an der Außenlinie. Dafür sind seine Erfolge um einiges cooler. Mourinho führte die Roma zum ersten Mal in über 30 Jahren in ein europäisches Finale. Gewann mit Chelsea den ersten Meistertitel seit 50 Jahren. Gewann mit Inter die erste Champions League seit 45 Jahren. Gewann mit Madrid die Copa Del Rey nach 22 Jahren. Pep hingegen hat keine Trophäe gewonnen, welche der Verein drei Jahre vor ihm nicht bereits gewonnen hatte. Auf individueller Ebene wurde Mourinho viermal zum besten Trainer des Jahres gewählt, einmal davon nach dem heldenhaften Gewinn der CL mit Porto. Pep hat diese Auszeichnung hingegen nur zweimal erhalten.
Samuel Eto´o beendete die Debatte vor ein paar Jahren in dem er ganz klar meinte, dass „einer die CL mit Porto gewonnen (hat) und der andere hat es mit dem FCB nicht hinbekommen“. Deutlicher geht’s wohl kaum.
Im Grunde ist es aber egal welcher der beiden Strategen der „bessere“ ist (auch wenn es in meinen Augen auf jeden Fall Mourinho ist und jede andere Meinung einfach hirntot ist). Beide haben uns eine historische Rivalität geschenkt, die wir so schnell nicht wieder erleben werden. Die Clásicos zwischen 2010 und 2013 haben jedem Fußballfan das Herz erfreut und werden für immer in unseren Erinnerungen bleiben. Sollte Pep mit City den CL-Titel holen wäre es ein rabenschwarzer Tag für den Fußball – das einzig gute daran? Gewinnt Mou die EL mit Roma, erleben wir ein Wiedersehen beider Trainerlegenden im Finale des Supercups.
Als Fußballfans bleibt uns bis dahin eigentlich nur eins zu sagen: Gràcies, Pep! Obrigado, Mou!
Skandal beim FC Bayern München! Handgreiflichkeiten in der Kabine zwischen zwei Superstars nach der desaströsen Niederlage gegen Manchester City. Es scheint nur noch ein weiterer Höhepunkt beim kriselnden Serienmeister aus Bayern erreicht zu sein, nachdem bereits die Niederlage gegen den Sportclub aus Freiburg im DFB-Pokal unter neuem Trainer zu Hohn und Spott in der deutschen Fußballwelt führten. Dazu kommt durch fragwürdige Entscheidungen ein immer umstrittener Vorstand und der mögliche Verlust des prestige-trächtigen Pokals im Club-Fußball. Und immer mit dabei: gegenseitige Vorwürfe, Mauscheleien und öffentlicher ausgetragener Streit in den Medien. Erlebt Fußballdeutschland wieder einmal eine Seifenoper wie in den besten Zeiten des „FC Hollywood“?
Geprägt wurde dieser Begriff von bajuwarischen Legenden wie Lothar Matthäus, Mario Basler oder Stefan Effenberg, als sie in den 90er Jahren Münchner Nobeldiskotheken und sonstige Etablissements unsicher machten. Auch auf dem Platz und der Kabine wurde dabei die ein oder andere Meinungsverschiedenheit ausgetragen.
Mia warn Mia
Rund 30 Jahre später machen die Münchner diesem Namen wiederum alle Ehre: Beginnend mit dem Rauswurf des Torwarttrainers Toni Tapalović Anfang des Jahres wurde erdrutschartig eine Unruhe innerhalb des Vereins ausgelöst, die man seit langem nicht mehr so erlebt hatte. Doch im Gegensatz zu den Zeiten des „echten FC Hollywood“ kann man hierbei nicht davon ausgehen, dass diese Unruhe in sportlichem Erfolg mündet. Vielmehr scheinen die Probleme tiefer zu gehen und an den Grundfesten des Vereins zu rütteln. War das Motto „Mia san Mia“ lange Zeit das Aushängeschild des Clubs und verdeutlichte die Sonderstellung im europäischen Spitzenfußball, scheint der Slogan nur noch eine leere Worthülse in Anbetracht der gegenwärtigen Entwicklungen zu sein.
Dafürsprechen nicht nur die immer fortschreitende Kommerzialisierung (was selbstverständlich nicht nur den FC Bayern betrifft); es ist das sonderbar abgehobene Auftreten des Rekordmeisters, der Spieler, des Trainers und vor allem des Vorstands, wobei sich der Eindruck nicht ausschließen lässt, dass man sich als etwas Besseres, etwas Wichtigeres als alle anderen fühlt. Zehn Jahre ununterbrochene Meisterschaft und zwei Champions-League-Siege sowie das Fehlen innerdeutscher Konkurrenz mögen dazu sicherlich auch beigetragen haben, aber gerade die vergangenen Wochen lassen das nötige Quäntchen Demut, was ein solch großer und traditionsbewusster Verein haben sollte, leider schmerzlich vermissen. Den fehlenden Respekt nach außen und innen mit dem allseits bekannten Motto immer wieder zu entschuldigen, wirkt zunehmend grotesk und nimmt auch mittlerweile niemand wirklich mehr ab.
Quo vadis FC Bayern?
Selten befand sich der erfolgreichste Club Deutschlands in einer so herausfordernden Lage. Die Arbeit der Führungs-Etage wird in Frage gestellt wie nie zuvor, Querelen innerhalb der Mannschaft und des Trainerteams und die zunehmende Entfremdung zwischen den traditionsbewussten Fußball-Bundesliga sind da nur einige wenige Aspekte, die genannt werden können. Das Geschehene der letzten Monate demonstriert die zunehmende Zerreißprobe, vor der die Münchner stehen: Zwischen Tradition oder Turbokapitalistischen Fußball, zwischen Demut oder Arroganz, aber auch zwischen dem Fördern von nachhaltiger sportlicher Entwicklung bei teilweise ausbleibendem Erfolg oder kurzfristigen Erfolgserlebnissen. Vielleicht ist auch dies ein Auslöser für die (vermeintliche) Rückkehr des „FC Hollywood“, da niemand im Verein mehr so genau weiß, in welche Richtung es letztlich gehen soll. Die so dringend notwendige Richtungsentscheidung wird lieber durch persönliche Streitereien und interne Machtkämpfe verdrängt.
Und wie schon in früheren Zeiten amüsiert sich darüber ganz Fußball-Deutschland.
In einer Liebeserklärung, wie man sie normalerweise nur aus billigen Schultheater-Inszenierungen von Romeo & Julia kennt, gestand Hannes an dieser Stelle vor einigen Wochen seine Liebe zu einem Verein, der seine Vereinskultur einer Aluminiumdose mit Produktionskosten von weniger als 20 Cent verdankt. Ich persönlich habe hingegen in den vergangenen Wochen wieder den Kontakt zu einem Fußball haben dürfen, der im krassen Gegenteil zu Hannes‘ laufenden Werbefiguren steht…
Der Februar dieses Jahres hielt nicht nur die Auferstehung des FC Schalke für mich bereit, ebenso durfte ich bei zwei Stadionbesuchen wieder erfahren, was es heißt Fußballfan zu sein. An einem winterlichen und dennoch sonnigen Fußballsonntag hatte ich endlich als Erster aus unserer illustren Podcast-Runde die Ehre, die heiligen Tribünen der Alten Försterei betreten zu dürfen. Auf eine bequeme Anreise mit den komfortablen Luxuswagons der Berliner S-Bahn folgte ein nahezu familiärer Fanspaziergang beider Lager an einem kleinen Bach entlang durch die Wohnsiedlungen Köpenicks: keine Autobahnanbindung, kein Parkhausdschungel. Angekommen am Gäste-Zugang versammelten sich alle die es mit Blau-Weiß hielten und stärkten bzw. erleichterten sich noch gemeinschaftlich an einer Tankstelle: kein Foodtruck-Markt, keine Systemgastronomie mit schlecht schmeckenden Bratwürsten. Auch das Stadion selbst hielt für die Gäste nur einen Bierwagen, einen Grillstand mit Holzkohlegrill(!) und einen Klocontainer bereit. Mehr braucht es auch nicht. „Willkommen im STADION AN DER ALTEN FÖRSTEREI. Dem Fußball gewidmet“ empfängt ein Schriftzug die Gästefans. Zum Aufwärmen der Mannschaften dröhnte keine Werbung für eine Automarke mit vier Ringen, sondern System of a Down aus den Lautsprechern. Die Stimmung der Fans auf beiden Seiten erstklassig, das Bier nicht überzogen teuer und mit Alkohol (Grüße nach Wolfsburg) und zwar eine Nullnummer auf dem Platz, aber dennoch ein stark erkämpfter Punkt für die „Knappen“ aus Gelsenkirchen. Was bleibt von diesem Nachmittag, ist ein Stadionbesuch, wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte!
Nur eine Woche später lag schon wieder das Ticket fürs Stadion bereit. Dieses Mal Frauen-Bundesliga, David gegen Goliath, FC Bayern gegen Turbine Potsdam, Karl-Liebknecht-Stadion Babelsberg. Ähnliche Vorzeichen wie in Köpenick, Anfahrt mit der S-Bahn, Spaziergang zum Stadion, eine Würstchenbude, Kuchenverkauf der Jugendabteilung und Bier mit Alkohol. Nur das Wetter spielte dieses Mal nicht mit. Schneefall und gefühlte Minustemperaturen im zweistelligen Bereich. Die Münchnerinnen erfüllten ihre Pflichtaufgabe und rangen die noch sieglosen Potsdamerinnen mit 0:3 nieder. Es blieb wieder ein Stadionerlebnis des „ehrlichen“ Fußballs.
Was mir diese Stadionbesuche gezeigt haben ist klar: zwar haben wir mit Schalke, Gladbach, Bayern, Dortmund, etc. große Traditionsvereine in der Bundesliga, aber es ist nicht der gleiche Geist wie beispielsweise bei kleineren Traditionsvereinen wie Turbine oder Union. Die meisten der großen Clubs haben längst irgendeine Rechtsbezeichnung wie AG, GmbH oder GmbH & Co KGaA hinter ihren Vereinsnamen stehen und die Stadien sind seelenlose Betonbauten (oder Schlauchboote) mit toller Autobahnanbindung, unzähligen VIP-Logen und free WIFI – sie haben eine Art „Modernisierungsprozess“ durchlaufen. Dass sie das müssen, um finanziell international mithalten zu können steht außer Frage. Es geht darum eine Marke aufzubauen und diese international zu vermarkten. Fans sind mehr zahlende Kundschaft als leidenschaftliche Anhänger*innen.
Mit dem SC Freiburg und Union Berlin spielen zwei Vereine im oberen Tabellendrittel mit, die diesen Prozess noch nicht begonnen bzw. noch nicht vollständig durchlaufen haben. Denn auch Freiburg hat mittlerweile Aussagen zu Folge nicht mehr die Charme-behaftetet Heimspielstätte und Union plant eine Erweiterung der Alten Försterei. Es scheint als käme mit sportlichem Erfolg im 21. Jahrhundert eine Art wirtschaftliche Verantwortung immer weiter wachsen zu müssen. Meist auf Kosten der besonderen Atmosphäre. Bei beiden Vereinen bleibt abzuwarten, ob sie den „ehrlichen“, den traditionellen, den doch so besonderen Geist eines „Underdog-Kultclubs“ beibehalten können, wenn sie in den kommenden Jahren weiter auf nationaler und internationaler Ebene sportliche Leistungen wie in diesem Jahr abrufen werden.
Auch im Frauenfußball werden Vereine wie Turbine Potsdam, die auf eine lange Frauenfußball-Geschichte zurück blicken können, nach und nach von den großen Vereinen der Herren-Bundesliga abgedrängt: immer öfter sind statt Turbine, FFC Frankfurt, FSV Frankfurt oder SGS Essen Vereine wie Wolfsburg, Bayern, Frankfurt, Hoffenheim oder Leverkusen auf der Tabelle zu finden. Einerseits sehe ich es als richtig und wichtig an, dass große Vereine mehr für den Frauenfußball tun und dieser dadurch mehr Aufmerksamkeit und auch mehr Nachwuchs bekommt. Dennoch ist es ein trauriger Nebeneffekt, wenn dadurch altgediente Traditionsvereine sportlich nicht mehr mithalten können.
Was stimmt Freunde des „ehrlichen“ Fußballs an dieser Stelle nun positiv? Ein Blick in die unteren Ligen! Auf den aufsteigenden Rängen tauchen auf einmal wieder Namen wie Kaiserslautern oder Magdeburg auf. Nach Jahren, in denen die zweite und dritte Liga nur Durchlaufstationen für die Betriebsmannschaften von SAP, Audi oder Red Bull waren, bringt ein Blick auf die Zweitligatabelle dem Fußballherz viel Freude. Lasst uns gespannt sein, wer den Sprung in die erste Liga schafft. Vielleicht gibt es bald wieder Spieltage, die einer Neuauflage der Saison 2005/2006 ähneln.
Ebenso stimmt jedes Wochenende der Blick in die Kurven positiv. Auch wenn bei den meisten Vereinen nicht mehr e.V. im Namen steht, die Bratwurst 6€ kostet und in den VIP-Logen Visitenkarten ausgetauscht werden statt Arm in Arm lauthals dem Verein ewige Treue zu schwören, schaffen es dennoch die Fans in den Kurven der Bundesligastadien der Traditionsvereine das „Ehrliche“ zu wahren! Etwas, das so besonders ist, dass es sich kein Energy-Drink Hersteller, kein Autokonzern, kein Schaich und kein Staatsfonds jemals kaufen können wird!
Mein Tipp an Euch für diesen Monat: die Tage werden wieder länger und das Wetter angenehmer. Schaut bei den lokalen Vereinen der unteren Ligen vorbei oder noch besser, geht auf die Kreisligaplätze. Da werdet Ihr ihn wieder finden, den „ehrlichen“ Fußball.
„Die Bundesliga ist die schönste und aufregendste Fußballliga der Welt, weil es hier die 50+1 Regel gibt“
So antwortete vor knapp über 10 Jahren (!) der CEO vom BVB und Vizepräsident des DFB, Hans-Joachim Watzke, während einer Sitzung mit dem Vorstand des DFL auf die Frage, weshalb die 50+1 Regel im deutschen Profifußball nicht überdacht und womöglich abgeschafft werde. Kontext dazu: wenige Tage vor diesem Wortaustausch war dem RB Leipzig der Aufstieg aus der Regionalliga Nordost in die 3.Bundesliga gelungen. Damit positionierte sich eine Mannschaft, welche faktisch gegen die 50+1 Regelung der Bundesliga verstoßt zum ersten Mal innerhalb der professionellen Fußballkategorie in Deutschland.
Für diejenigen unter euch, liebe Leser und Leserinnen, die noch keine Zeit hatten, sich den hellsten Stern am „Fußballpodcasthimmel“ DREIERKETTE VBH, anzuhören und noch nicht mit dieser Regel vertraut sind, eine kurze Erklärung:
Die 50+1 Regel ist eine Regelung in der Bundesliga, die die Mehrheitseigentümer eines Fußballclubs regelt. Laut dieser Regel müssen mindestens 50% der Stimmanteile des Vereins plus eine weitere Stimme in den Händen der Mitglieder liegen. Dies soll sicherstellen, dass der Verein nicht von Investoren übernommen werden kann, die kein Interesse an den sportlichen und kulturellen Werten des Clubs haben. Die Regel soll somit eine gewisse Kontrolle und Mitbestimmung durch die Mitglieder gewährleisten und den Verein vor einer Übernahme durch rein finanzielle Interessen schützen. Zusammengefasst: Fälle á la Man City, Newcastle und PSG sollen verhindert und die Tradition des Sports geschützt werden.
Vor diesem Hintergrund ist es natürlich nicht all zu überraschend, dass der Verein, welcher offiziell ein Bestandteil der Red Bull GmbH ist, und damit einen eklatanten Verstoß gegen die 50+1 Regel garantiert, für viel Kontroverse im deutschen Fußball gesorgt hat und auch weiterhin sorgt und sorgen wird. Insbesondere die Fanszene verschiedener Traditionsklubs betrachten dieses Fußballmodell als eine Bedrohung für ihren Sport. Doch was genau ist daran? Stellt dieses Projekt eine aktive Gefahr für die Fußballwelt in Deutschland dar?
Die klare Antwort in meinen Augen: eindeutig jein! Versteht mich nicht falsch. Für die Essenz des Fußballs in Deutschland, bestehend aus einer traditionellen und aktiven Fankultur, so wie auch einer Verbundenheit mit dem Ort, aus dem die Mannschaft stammt, ist diese Art von Modell eine Gefährdung. Ganz klar. Wer dem widerspricht kann das Offensichtliche nicht erkennen. Wenden wir uns allerdings von dem ganzen Drumherum mal ab, und konzentrieren uns einzig und allein auf das sportliche, dann sieht die Geschichte anders aus. Deswegen mein eindeutiges „jein“.
Seit dem Aufstieg in Liga 3 ist RB ein anerkennenswerter Durmarsch bis an die Spitze des deutschen Fußballs gelungen. Direkt in ihrer ersten Spielzeit in der obersten Klasse wurde die Mannschaft Vizemeister und durfte in der daraufkommenden Saison Champions League Luft schnuppern. Das alles gerade mal sieben Jahre nach der Übernahme des Startrechts des SSV Markranstädt aus der 5. Liga. Natürlich ist an der Stelle das Argument, dass der RB Konzern den Verein mit Geld vollpumpt, absolut legitim. Es gibt allerdings einen sehr großen Unterschied zwischen dem, was RB Leipzig macht, zu dem was Vereine wie PSG machen. RB hat eine Vision.
Für alle die das hier gerade lesen und nach dieser Aussage am Durchdrehen sind und mich für einen absoluten Lellek halten: erlaubt es mir euch meine Gedanken zu erklären.
Seit dem Beginn dieses Projekts hat RB Leipzig einen nachhaltigen Erfolg angestrebt, anstelle eines durch die Verpflichtung von Superstars erzwungenen „Supernova-Effekt“. Mit Ralf Rangnick als Sportdirektor wurde dafür ein extrem wichtiger Grundstein gelegt. Unter ihm wurden die Jugendabteilung und das Scouting permanent gefördert. Die Ergebnisse davon sind heute deutlich erkennbar. Spieler wie Joshua Kimmich, Christopher Nkunku und Timo Werner, uns allen bekannte Namen, erlebten bei RB ihren Durchbruch und profitierten von der Spielweise des Vereins. Nicht zu vergessen: mit Yussef Poulsen hat RB einen Spieler, dem man mittlerweile Kultstatus verleihen kann. Er spielt seit der Saison 13/14 bei dem Verein und hat damit den gesamten Durchbruch miterlebt und mitgestaltet.
Darüber hinaus ist es dem Verein gelungen, durch seine modernen und innovativen Ansätze die unterschiedlichen Ebenen der Bundesliga zu beeinflussen. Die Verwendung von Datenanalyse, um Spieler auszuwählen und taktische Entscheidungen zu treffen, ist nur ein Beispiel dafür, wie das Klubmodell den deutschen Fußball verändert hat. Diese Methoden, vor allem in der Ära Nagelsmann zum Vorschein gekommen, haben bereits zu einigen beeindruckenden Leistungen auf dem Platz geführt und es ist unbestreitbar, dass sie eine positive Auswirkung auf den deutschen Fußball haben. Eindeutig auch dadurch, dass RB seit dem Aufstieg in die 3.Bundesliga unterschiedliche Länder mit hochklassigen Fußballspielern für die internationalen Turniere beschenkt. Darunter auch die DFB-Elf.
Mit RB gibt es außerdem nach mehreren Jahren mal wieder einen Verein, der frischen Wind in den Wettbewerb bringt. Das erkennt man in erster Linie daran, dass der FC Bayern sich nun in Leipzig bedient, wenn sie die Liga schwach kaufen wollen. Spaß bei Seite. Der Klub hat es geschafft, sich schnell als eines der Topteams in Deutschland zu etablieren. Dies bringt Abwechslung und Interesse in die Liga, was für die Zuschauer und Fans von unschätzbarem Wert ist, auch wenn einige darüber abkotzen. RB hat es geschafft sich gegen andere Topmannschaften durchzusetzen und verdient in meinen Augen dafür ein Lob. Neben dem FC Bayern ist RB Leipzig die einzige deutsche Mannschaft, die in den letzten 8 Jahren ein CL-Halbfinale bestritten hat. Diese Tatsache ist erschreckend, aber wahr.
Natürlich schmerzt es zu sehen, wenn Kevin Kampl nach dem DFB-Pokal Sieg eine Dose Red Bull in den Pokal schüttet. Und natürlich verdirbt es mir den Magen, wenn ich sehe, dass der Leipziger Auswärtsblock beinahe komplett leer ist, weil es de facto keine Fans gibt. Das ist alles nicht was man sich als Fußballfan wünscht. Jedoch kann man nicht dagegen argumentieren, dass dieser Verein dem Wettbewerb gut tut.
An alle Fußballromantiker die Traditionsklubs an der Spitze vermissen und nichts als Hass für diesen Verein in ihrem Herzen haben: RB kann nichts dafür, dass euer Verein Millionen für Spieler wie Bentaleb ausgibt und dann auf die Fresse fliegt. Der Verein wusste die Zeit, in der Topmannschaften geschwächelt haben, gut auszunutzen und hat nun verdient eine gehobene Position in der Rangliste der deutschen Mannschaften.
Gesellschaftlich und in Anbetracht der Fankultur ein absolutes Fiasko. Sportlich eine Bereicherung für Fußball Deutschland.
Endlich ist es so weit! Die Fußball-Bundesliga der Männer kehrt am Wochenende wieder zurück. Und das hat diesmal wirklich lange gedauert. Über zwei Monate ist es her, dass in den Stadien der Ball rollte, Fans grölten und Schalke meisterhaft „nur“ zwei Tore gegen die übermächtigen Bayern kassierte. Dazwischen lagen Weihnachten, der Tod von Pele (R.I.P.) und eine gewisse Weltmeisterschaft in Katar, über die an dieser Stelle schon ausreichend diskutiert wurde. Die Zeit der Bundesliga naht und nun erkennen einige mehr oder weniger Fußballverrückte in diesem Land endlich wieder einen Sinn für das Wochenende. Daher: nach so langer Abstinenz sollte man zur Feier des Comebacks Vergangenes rekapitulieren und einen gewissen Ausblick auf die restliche Saison wagen.
Doch fangen wir mit dem Status Quo an:
Bayern München steht wie gewohnt auf Platz 1 der Tabelle, wenn auch mit ungewohnten Schwächen, als zu Beginn der Saison Union und Freiburg plötzlich um die Tabellenspitze kämpften. Nur der ruhmreiche Weltenbummler Eric Maxim Choupo-Moting konnte bei einem sehr deutlichen 5:0 am 10. Spieltag verhindern, dass sich die Machtverhältnisse in der Liga dauerhaft veränderten und nebenbei den Weggang von Robert Lewandowski vergessen machen. Hinter Bayern folgt Freiburg sowie in engen Abständen „Leipzig“, Frankfurt und Union. Mit Frankfurt, Freiburg und Union beinhaltet die Top 5 der Liga drei sogenannte „Überraschungsmannschaften“, wobei der gegenwärtige Erfolg dieser Teams wohl kaum noch als Überraschung, sondern vielmehr das Resultat von hervorragender Arbeit im Verein bezeichnet werden muss.
Auf den hinteren Rängen der Tabelle warten mit Bochum und Schalke leider Gottes keine „Überraschungen“ auf. Nach der Verpflichtung von Frank Kramer im Sommer wurde der Weg nach unten bereits zu Beginn der Saison geebnet. Thomas Reis (ironischerweise jetziger Schalke-Coach) konnte seine Erfolgswelle bei Bochum auch nicht aufrechterhalten. Doch sowohl im Kampf um die Meisterschaft als auch im Abstiegskampf sind die Würfel noch nicht gefallen und es bleibt abzuwarten, wie die kommenden Spiele verlaufen und welche Faktoren eine entscheidende Rolle spielen.
Denn nach zwei spielfreien Monaten, vielen Ab- und Zugängen sowie diversen Verletzungen werden die Karten zum Spielstart mehr oder weniger „neu gemischt“. Es wird zum Beispiel spannend zu beobachten sein, inwieweit oben genannte „Überraschungsmannschaften“ ihr Formhoch halten können oder ob Teams wie Dortmund und Leverkusen wieder zu alter Stärke finden. Wer weiß, ob Schalke, Bochum und Stuttgart die Zeit genutzt haben, um einen geeigneten Schlachtplan zum Halten der Klasse zu erarbeiten. Auffallend ist jedoch, dass sich ausgerechnet diese Mannschaften im Winter-Transferfenster eher zurückgehalten haben. Die Verletzung von Manuel Neuer, Kapitän und Torwart des FC Bayern, muss hierbei auch genannt werden, da der Ausfall eines solch wichtigen Spielers zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison mit Sicherheit einen kleinen Vorteil für die Konkurrenten um Platz eins darstellt.
Wie auch immer diese zweite Hälfte der Bundesliga-Saison verlaufen wird: Die Vorfreude auf den Ligabetrieb könnte nach dieser langen Winterpause kaum größer sein. Die Ereignisse in den kommenden Wochen werden wir natürlich wie gewohnt mit gefährlichem Halbwissen und der ein oder anderen falschen Einschätzung begleiten und kommentieren. Bis dahin, gut kick!
Es ist der 1. Dezember 2022, ein nasskalter Abend in Berlin und eine sommerliche Wüstennacht in Katar - Deutschland scheidet aus der WM aus. Nach der Schmach von Kasan 2018, als Gruppenletzter gegen Südkorea ausgeschieden, müssen sich die Fußballer des DFB dieses Mal nicht ihrem Gegner auf dem Platz, sondern zum zweiten Mal bei dieser WM, Japan geschlagen geben. Durch den Sieg der „Samurai Blue“ gegen Spanien hilft auch die, für DFB-Verhältnisse, Torgala gegen Costa Rica nichts mehr, um den Worst Case abzuwenden. Antonio Rüdiger, der vielleicht einzig deutsche Verteidiger mit Weltklasse-Format trifft mit seinen Worten den Nagel auf den Kopf: „Jetzt stehen wir wieder bei Null.“ Doch wie konnte es so weit kommen, dass die einst so starke und überzeugende Turniermannschaft nur noch den Erfolgen der Vergangenheit nachläuft?
Mit dem Amtsantritt von Hansi Flick als Chefcoach der DFB-Elf kam viel Euphorie und Hoffnung bei den deutschen Fans auf. Ein Trainer, der mit dem FC Bayern eine makellose Saison spielte, die ihres Gleichen sucht – eigentlich der Jackpot für die deutsche Nationalmannschaft, zumal die Überschneidung zwischen Bayern- und DFB-Spielern doch nicht ganz so gering ist. Allerdings wurden bereits bei der EM 2020, ausgetragen 2021, die Schwachstellen der deutschen Elf klar aufgezeigt: Probleme in der defensiven Stabilität und eine mangelnde Chancenauswertung in der Offensive. Bei dieser WM sollte sich alles ändern, auch wenn die Vorzeichen dafür nicht gut standen. Die unzähligen englischen Wochen machten sich am „Verschleiß des Spielermaterials“ – menschlicher ausgedrückt, an der physischen Gesundheit der Spieler – bemerkbar. Am härtesten trafen den DFB wohl die Ausfälle von Marco Reus und Timo Werner. Im ganzen Land wurde nach einem adäquaten Stürmer Ersatz gesucht, auch bei uns im Podcast. Gefunden haben wir ihn in Niklas Füllkrug. Ein Spielertyp, den es so lange nicht mehr bei der Nationalmannschaft gegeben hat: steht bei keinem europäischen Top-Club unter Vertrag – verzeiht mir liebe Werder Fans – ist mit 29 Jahren kein Youngster mehr und kann auch keine große Historie beim DFB nachweisen. Er überzeugte einfach mit seiner Leistung und, soviel sei vorweggenommen, dies tat er auch bei der WM.
Die wohl größere Problemstelle in der DFB-Elf wurde direkt im ersten Spiel gegen Japan aufgezeigt. Klar, nur ein Tor gegen Japan zu erzielen ist auch keine Meisterleistung, aber zwei Mal auf eine solche Art und Weise zu verteidigen ist unprofessionell und nahezu Arbeitsverweigerung. Auch wenn gegen Japan mit Nico Schlotterbeck hier schnell ein Schuldiger gefunden sein mag, ist es doch die ganze Viererkette, die bei allen drei Spielen dieser WM nicht überzeugen konnte. Nach der Partie gegen Japan haben sich nicht wenige Deutsche Erfahrung in der Defensive, wie sie Mats Hummels hätte bringen können, gewünscht. Auch ein Robin Gosens hätte mit seinen bisher konsequent überzeugenden Leistungen beim DFB eine spannende Alternative sein können. Stattdessen wurde er nicht für den Kader berücksichtigt und die Verantwortlichen jammern weiter über den fehlenden Außenverteidiger.
Eventuelle Fehlentscheidungen findet man auf Spieler- und Führungseben schnell, doch objektiv muss man dieses Ausscheiden anders als 2018 bewerten. Unterm Strich war diese WM eine unglückliche (dumme) Niederlage gegen Japan, ein erkämpftes Unentschieden gegen Spanien und ein, auch wenn nicht überzeugender, Pflichtsieg gegen Costa Rica. Während 2018 der Mannschaft die Durchschlagskraft und die Überzeugung fehlte, ist das Ausscheiden in Katar eher als „unglücklich“ zu bezeichnen. Nach 2018, 2021 und 2022 müssen wir uns in Deutschland nun wohl einfach von der Idee einer Top-Nationalmannschaft verabschieden. Nach drei schlechten bis eher schlechten Turnieren in Folge wäre alles andere realitätsfern. Mitleid kann man nur mit Niklas Füllkrug, der aller Voraussicht nach kein zweites Mal in einer solchen Topform sein wird, und Jamal Musiala, der als 19-Jähiger mit seinem Talent eine technische Veranlagung in den deutschen Fußball bringt, die es so noch nie gegeben hat haben. Wir hätten ihm alle wenigsten ein Tor gegönnt!
Am Ende ist die deutsche Nationalmannschaft bei einer WM ausgeschieden, die für immer ein Exempel für die Schande des Fußballs sein wird. Sportlich wird Katar 2022 niemals den Stellenwert anderer Turniere erreichen! Dennoch muss sich Fußball-Deutschland klar sein, dass das letzte gute WM Spiel der DFB-Elf das Finale von Rio 2014 war…